Rückblick IDUGB#45 am 21.06.2019: Ich versteh kein Wort – Fremdsprachensatz in InDesign mit Yvonne Frank
Zur IDUG Berlin #45 waren wir in gemütlicher Runde. Das Thema war wohl sehr „special interest“. Aber dafür hat uns Yvonne umso mehr mitgenommen in die Welt der Mehrsprachigkeit. Sie räumte mit der Idee auf, dass pro Sprache eine Ebene sinnvoll wäre. Ebenso erklärte sie uns, wie das mit Übersetzungstools läuft und worauf bei asiatischen Sprachen/Schriften zu achten ist.
Worum ging es?
Viele Designer setzen ganz selbstverständlich europäische Fremdsprachen in InDesign – ohne eine einzige davon selbst sprechen zu können. Doch manche Fremdsprachen sind fremder als andere: Sprachen, die auf nichtlateinischen Schriftsystemen basieren oder eine andere Laufrichtung haben. Spätestens hier kommt der Einwand: Aber du kannst doch gar kein Arabisch, Chinesisch, Japanisch, Koreanisch, Farsi, Hindi!
An dieser Stelle haben wir ein Verständnisproblem: Jemand, der professionell fremde Sprachen setzt, übersetzt nicht, denn dafür gibt es professionelle Übersetzer. Yvonne Frank bringt die Schnittmenge aus beiden Bereichen mit, denn sie hat ihr Wissen über fremde Sprachen und Publishing geschickt miteinander verbunden und arbeitet seit mehr als 10 Jahren selbstständig als Spezialistin für Fremdsprachensatz. Sie gewährte uns einen Einblick in ihren Arbeitsalltag.
Kontakt Yvonne Frank: https://www.multilingual-publishing.de/
Die Themen im Überblick:
- moderner Übersetzungsworkflow mit einem CAT-Tool
- übersetzungsgerechtes Layouten in InDesign: genügend Weißraum einplanen, globale Schriftsätze und saubere Formate verwenden
- Fremddateien analysieren und für den Übersetzungsprozess vorbereiten
- Nachbereiten einer übersetzten InDesigndatei: fremde Satzregeln sicher anwenden, Layout unter Berücksichtigung der spezifischen sprachlich-kulturellen Konventionen anpassen, Konvertierungsfehler beheben
- Qualitätskontrolle und doppeltes Augenprinzip
- Ausflug in die chinesische Sprache: Aufbau eines chinesischen Zeichens, Monospaced Schriften, Schriftmischung Lateinisch/Chinesisch
- Herausforderung von rechts nach links: Vorstellen der Middle-East-Zusatzfeatures in InDesign, das Auge für arabische Schriftzeichen schulen, Schriftmischung Lateinisch/Arabisch
Yvonne versprach uns, ein paar Links und Infos hier teilen zu dürfen. Und nun: hier sind sie: Vielen lieben Dank an dieser Stelle!
Hilfsmittel & Co.
Skripte
Change Language
Ändert die Sprache in einem Dokument und integriert sich automatisch in die Absatzformate. » Download
CleanupPasteboardtoLayer
Sammelt alles, was auf der Montagefläche liegt zusammen und schiebt es auf eine neu angelegte Ebene. Diese Ebene muss ausgeblendet und gesperrt werden, bevor eine *IDML mit einem CAT-Tool weiterverarbeitet wird. » Download
Sonderfall: Manchmal liegen lebende Kolumnentitel auf der Montagefläche, wobei die Textrahmen noch den Anschnitt berühren und somit zum Dokument gehören. Diese sollten natürlich mitübersetzt werden. Hier kann man zur Sicherheit auch einen Page Versatz definieren, ab wann das Skript suchen soll. Ich habe im Screenshot 10 mm Offset zum Dokumentrand angegeben.
GREP-Stile
GREP-Stile für Satzregeln Französisch & Russisch (den Klaas mir aus der Hüfte diktiert hat:-)) » IDML Download / PDF-Download (Textbeispiele RU + FR mit den angewendeten GREP-Stilen findet Ihr in der *IDML.)
Zeichenbelegung und wie man sie in Schriftnamen erkennen kann
Die früheren Type-1-Schriften verfügten durch das Format bedingt nur über einen beschränkten Zeichensatz. Mit der Umstellung auf das OpenType-Format haben die Hersteller begonnen, durch Abkürzungen im Schriftnamen auf einen bestimmten Zeichenvorrat hinzuweisen. Diese Abkürzungen sind jedoch nicht herstellerübergreifend standardisiert.
Typisch sind folgende Abkürzungen:
STD: Diese Abkürzung weist auf eine einfache Standard-Belegung (zum Beispiel 256 Zeichen wie bei PostScript Type 1) hin. Bei lateinischen Schriften werden somit die wichtigsten westeuropäisch Sprachen unterstützt. > Basic Latin
PRO: Weist auf einen über STD hinaus gehenden Zeichensatz hin. Die Belegung unterscheidet sich von Hersteller zu Hersteller. Neben den westeuropäischen Sprachen ist hier in der Regel eine Unterstützung für zentraleuropäische Sprachen (Tschechisch, Polnisch, Ungarisch etc.) und gegebenenfalls Griechisch, Kyrillisch gegeben. > Latin Extended
PLUS: Eine Bezeichnung bei URW++ für ost- und westeuropäische Belegungen. > Latin Extended + Greek + Cyrillic (Siehe Screenshot: URW Franklin Gothic Volume > Zeichensatz PLUS West, Ost, Kyrillisch, Griechisch)
COM: Eine Bezeichnung bei Linotype für Office-optimierte Fonts (TrueType-basiert) mit der Zeichenbelegung Linotype Extended European Characterset.
OFFC: Eine Bezeichnung bei FontFont für Office-optimierte Fonts (TrueType-basiert). Ein erweiterter Zeichensatz ist mit Offc Pro benannt.
WGL4/W1G: Die Windows Glyph List 4 ist ein von Microsoft definierter Zeichensatz und enthält 652 Zeichen. Er beinhaltet alle Zeichen aus den standardisierten Microsoft-Zeichensätzen für Mitteleuropa, Kyrillisch, Westlich, Griechisch, Türkisch sowie die Zeichen der MS-DOS-CP437.
W2G: Eine Bezeichnung bei Linotype mit mindestens 890 Zeichen für die internationale Kommunikation.
WEB: Ein spezielles Webfont-Paket, dass zur Einbindung auf Webseiten per @font-face geeignet ist und in dem verschiedene Fontformate wie WOFF und EOT enthalten sind.
Templates für horizontalen und vertikalen Satz (CJK-Spachen)
Hier der Link zu den Downloaddateien: http://www.transpacificdigital.com/downloads/
Danke wieder einmal an Huss-Medien für die Location in Friedrichshain
Huss Gmbh, Am Friedrichshain 22, 10407 Berlin.
Hier haben wir noch ein paar Bilder vom Abend!
Nächster Termin: 9. August 2019
Eine Einladung kommt Mitte Juli mit einer kleinen Überraschung! Bleibt uns gewogen und sagt weiter, dass es die IDUG gibt!
Klaas, Stephan & Heike